In den Gründerjahren der BGS waren ein intensives Miteinander und freiwilliges Engagement in der Genossenschaft für die meisten selbstverständlich. Mit dem Fernsehen, dem Auto und dem Wunsch nach Selbstverwirklichung hat sich das Zusammenleben seit den 70er-Jahren stark verändert. Doch der Austausch mit der Nachbarschaft sowie gemeinsame Unternehmungen und Feste sind vielen Genossenschafter/-innen wichtig geblieben.
In der Gründerzeit der BGS, also Mitte der 50er-Jahre, war Freizeit gleichbedeutend mit Genossenschaft. Viele ältere Genossenschafter/-innen erinnern sich gern an die guten alten Zeiten. Man hatte weder Auto noch Fernsehen und blieb in den Sommerferien zu Hause, auch weil oft das Geld für grosse Sprünge fehlte. Fast das ganze Leben spielte sich in der Genossenschaft ab. Die Siedlung glich einem kleinen Dorf. Man war ein/-e Sonnengärtler/-in. Man kannte sich, teilte dieselben Werte, unterstützte sich − und kontrollierte sich wohl auch bis zu einem gewissen Grad. Die Genossenschafter/- innen der Gründerjahre sorgten selber für Freizeitangebote, Kurzweil und Unterhaltung. So unterhielten Freiwillige Anfang der 50er-Jahre gemeinsam mit dem Hauswart ein Eisfeld, auf dem die Kinder den ganzen Winter über Schlittschuh fahren konnten.
Die Generalversammlung hatte einen gemütlichen Teil, der seinen Namen verdiente. Dem regulären Teil folgte ein Unterhaltungsprogramm mit namhaften Conferenciers wie Schaggi Streuli und Tanzorchestern. So wurde es oft etwas später, bis die letzten Genossenschafter/-innen den Heimweg fanden. Am Genossenschaftsfest im Sommer gab es Spiel und Spass: Eierläufe, Sackgumpen oder Hindernisläufe auf dem Dreiradvelo – einfache, vergnügliche Wettspiele, die man heutzutage nur noch vom Hörensagen her kennt. Man unternahm gemeinsame Ausflüge auf den Uetliberg oder zur Ufenau, die von fleissigen Helfer/-innen organisiert waren. Auch der 1. August wurde patriotisch und gemeinsam begangen. Weitere Fixpunkte im Jahr waren der Räbelichtliumzug, an dem der Sonnengärtler-Nachwuchs einen eigenen Wagen durchs Quartier zog, und der Samichlausabend, an dem es nur so von Kindern wimmelte.
In der jungen, übersichtlichen Gründergemeinschaft war die unentgeltliche Mitarbeit für viele eine Selbstverständlichkeit. So erstellten Freiwillige 1951 den Spielplatz in der Bergwiesen und hoben 1966 die Gräben für die Kabel der Rediffusion aus. Beachtliche 105 Mann arbeiteten an 184 halben Arbeitstagen mit, um die 560 Meter langen Gräben zu schaufeln, die Kabelschutzrohre zu verlegen und die Gräben nach getaner Arbeit wieder einzudecken. Die Genossenschafter/-innen gründeten zahlreiche Freizeitvereine, die jahrzehntelang Bestand hatten: etwa einen Fotoclub oder eine Weberinnengruppe. Das gemeinsame Handwerken genoss eine lange Tradition. Nachdem bereits 1971 eine grosse Hobby-Ausstellung stattgefunden hatte, stellte ein Genossenschafter 1989 eine mehrtägige Werkschau auf die Beine, die 1300 Eintritte verbuchte.
Das Fernsehen, das Auto und die gesellschaftlichen Veränderungen nach 1968 veränderten das genossenschaftliche Miteinander unwiederbringlich. Selbstverwirklichung wurde auch in der BGS zur Lebensmaxime, das Interesse an genossenschaftlichen Angeboten schwand. Trotzdem ist das gemeinsame handwerkliche Gestalten bis heute ein Thema in der Genossenschaft, wenn auch in kleinerem Rahmen. So unterstützt die BGS eine Töpferfwerkstatt für kleine und grosse Hobbytöpfer/- innen im Rütihof und das Nähatelier Albisrieden, wo eine Schneiderin Unterstützung bei Näh- und Flickarbeiten bietet.
Obwohl die gemeinschaftlichen Unternehmungen in der BGS im Verlauf der Jahre etwas weniger werden, erfreuen sich die alljährliche Carfahrt der Senior/-innen der ehemaligen Kulturgruppe Triemli und die traditionellen Schneetage seit Jahren grosser Beliebtheit. Daneben entstehen immer wieder neue Gruppen und Angebote. In der Neubau-Siedlung Rütihof formierte sich 1995 eine gleichnamige Kulturgruppe. Sie führte Fasnachtsumzüge durch und liess den Genossenschaftstag als Sommerfest wieder aufleben. Mit Hol- und Bringtagen, Jazz-Brunchs oder Ausflügen sorgt die Kulturgruppe seither für Austausch und Begegnungen. Unterstützt von der Gemeinwesenarbeitenden der BGS bildete sich 2018 in Dietikon ein Siedlungsrat, der den Zusammenhalt unter den Bewohner/- innen fördert.
Besonders in Neubauten haben die Bewohner/-innen den Wunsch, ihre Nachbar/-innen kennenzulernen, sich zu vernetzen und ihre Interessen im Siedlungsleben zu verwirklichen. So haben 2005 einige Bewohner/-innen die Hagenbuchgärten ins Leben gerufen, wo sie gemeinsam Pflanztröge bepflanzen und umsorgen. Im Ersatzneubau Triemli, in den 2012 auf einen Schlag fast 200 Mietparteien einzogen, entstanden gleich mehrere Gruppen, z.B. ein Mittagstisch, eine Seniorengruppe und die Gruppe Triemligärten, die Urban Gardening betreibt. 2015 gründeten zudem fünf Bewohner/-innen, die sich bei partizipativen Workshops zur Gestaltung des Innenhofes kennengelernt hatten, die Siedlungskommission Triemli (SiKo Triemli). Seither koordiniert diese das Siedlungsleben im Triemli, regt Initiativen an und fungiert als Schnittstelle zwischen den Bewohner/-innen, der Geschäftsstelle und dem Vorstand.
Die Idee von Genossenschafter/-innen, Räume frei zu bespielen, leuchtet regelmässig an den Pinwänden von Mitwirkungsverfahren auf. 2018 hat sie sich in der Triemli-Siedlung materialisiert. Nach einer erfolgreichen Pilotphase überzeugte ein neunköpfiges Team den Vorstand mit seinem Nutzungskonzept für das Atelier 514 - ein Ort für Austausch, Kultur und Spass. Seit 2019 ist das Atelier als Verein organisiert und betreut ein Programm mit Veranstaltungen für das ganze Quartier. Um seine Community anzusprechen, pflegt es eine eigene Website und nutzt soziale Medien. Die BGS will die Erfahrungen des Ateliers 514 für weitere Initiativen aus dem Kreise der Genossenschafter/-innen nutzen. So im Neubauprojekt Villy, wo die Bewohner/-innen die Nutzung der gemeinschaftlichen Erdgeschosse mitbestimmen können.
Die BGS zählt gut 70 Genossenschafter/- innen, die als Einzelpersonen oder in Gruppen das Zusammenleben in den Siedlungen fördern und sich für die Anliegen der Bewohner/-innen einsetzen. Die BGS unterstützt ihre freiwillige Arbeit durch Beiträge und Räume, die sie kostenlos zur Verfügung stellt − beispielsweise für Kurse, Mittagstische, Treffen von Senior/-innen oder andere Aktivitäten. Die Gemeinwesenarbeitende berät und unterstützt Engagierte in Siedlungen bei ihren Aktivitäten oder ihrem Wunsch, neue Gruppen zu bilden.